I wie … Israel
Im Gottesdienst hören wir viele Texte, in denen das Wort Israel vorkommt. Das hat zunächst den ganz einfachen Grund, dass Jesus in Israel bzw. Palästina geboren und aufgewachsen ist. Aber das ist nicht der einzige Grund. Auch die Geschichten des Alten Testaments sind Geschichten des alten Israel, also Geschichten Gottes mit seinem Volk. In all diesen Geschichten wird die Erwählung des Volkes Israel thematisiert. Israel ist das Volk, mit dem Gott seinen Bund geschlossen hat und dem seine Versprechen gelten.
Die Sache wird nun allerdings kompliziert: Denn nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu scheiden sich die Geister: Es gibt die sogenannten Judenchristen, die Jesus Christus als ihren Messias ansehen, also als Gottes Sohn, der zur Erlösung der Menschheit gekommen ist. Und dann gibt es andere, die in Jesus zwar einen wichtigen Propheten sehen, nicht aber den Erlöser. Nun wird das Zusammenleben schwierig, denn die Judenchristen halten sich nicht mehr an alle Vorschriften, die in der Tora stehen: an die Beschneidung und die Speisevorschriften zum Beispiel. Konfl ikte im Zusammenleben sind also vorprogrammiert. Als sich im 2. Jahrhundert nach Christus die christliche Kirche etabliert, gibt es Theologen, die das Alte Testament nicht in den „Kanon“, also in die Bibel mit aufnehmen wollen. Dagegen regt sich großer Protest. Der Grundstein des Christentums ist in der Geschichte Gottes mit Israel gelegt, der Zusammenhang von altem und neuem Bund darf nicht aufgehoben werden, so entscheidet es die Alte Kirche. Dieser Beschluss gilt bis heute. Wir beten die Psalmen und hören Geschichten des alten Israels. All das zeigt: Wir gehören zusammen, bis heute.
Vikarin Bente Küster