Gemeindebrief Juni 2013

Liebe Leserinnen und Leser,Pastor Rainer Aue

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Zeit für eine Pause. Zeit, die Natur zu genießen. Sei es an der Ostsee oder amMittelmeer, sei es im heimischen Garten, auf dem Balkon, in einem Park oder bei der Internationalen Gartenschau in Wilhelmsburg.

Für mich beginnen die Ferien meist damit, zur Ruhe zu kommen, auszuschlafen. Gar nichts zu tun. Diesen Sommer bin ich dafür wieder für eine Woche in einem Kloster in der Nähe von Colmar im Elsass. – Noch nicht einmal Reden werde ich da. – Ich werde dort, wie schon einige Male zuvor, an einer Woche im Schweigen teilnehmen. Das ist für mich tatsächlich keine Anstrengung, sondern Erholung. Es geht darum, auszuatmen, aufzuatmen, nicht immer Neues aufzunehmen. So verzichtet man in dieser Woche auf Internet, Zeitungen und Fernsehen und sogar das Lesen von Romanen soll unterbleiben. Trotzdem wird es nie langweilig. Fällt der alltägliche Konsum, die alltägliche Unterhaltung weg, dann bleibt Zeit für das, was sonst oft zu kurz kommt. Zeit für das Wahrnehmen dessen, was ist. Zeit, um beim Essen bewusst zu schmecken und zu genießen. Zeit, beim Gehen nicht schon immer an das Ziel zu denken, sondern das zu beobachten, was am Wegesrand geschieht: die flatternden Schmetterlinge, die summenden Bienen, die ganz verschiedenen blühenden und duftenden Blumen. Ich habe dann auch Zeit, um über mein Leben nachzudenken, über das was war, was ist und was kommt.

Wenn wir so ausruhen, wahrnehmen, was um uns herum ist, dann machen wir es ähnlich wie Gott. In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wird berichtet, dass Gott am Abend eines jeden Schöpfungstages alles ansah, was er geschaffen hatte und wahrnimmt: „siehe, es war sehr gut!“ (1. Mose 1,31). Einen ganzen Tag, den siebten Schöpfungstag, richtet Gott zum Ausruhen ein, er segnet und heiligt diesen Tag. Sogar ein eigenes Gebot gibt Gott den Menschen dafür. So wichtig ist es ihm, dass der Feiertag geheiligt wird.

Dieses „Heiligen“ kann im Gottesdienst geschehen. Im Kloster zum Beispiel feiere ich die Andachten im Tageslauf der Nonnen mit und genieße den Klang der Lieder und Gebete. Ich verstehe nicht viel, da alles auf Französisch geschieht, einer Sprache, die ich nicht beherrsche. Trotzdem bin ich gern dabei und nutze die Andachten der Nonnen, um ebenfalls zu Gott zu beten. Ich danke Gott für alles Schöne und Gute in meinem Leben und bitte ihn für Dinge, die mir schwer fallen, die ich nicht verstehe.

Das „Heiligen“ des Feiertages kann aber auch darin bestehen, dass ich einen entspannten Spaziergang mache und mich einfach an der schönen Natur freue, oder ich komme mit meiner Familie, meinen Mitmenschen zusammen und teile mit ihnen das, was ich wahrnehme und was mich bewegt.

Da wir im Kloster nicht sprechen, nutzte ich dort oft auch mein Tagebuch, um Gedanken festzuhalten, sonst habe ich kaum Zeit, etwas hineinzuschreiben. Ich merke aber, dass es mir gut tut und ich beim Schreiben genau wie beim Sprechen mit Gott oder Mitmenschen Dinge und Erfahrungen viel besser verdaue.

Im Laufe des Urlaubs, wenn all das geschehen ist: Ausruhen, Ausatmen, Wahrnehmen und Verdauen, dann kommen irgendwann wie von selbst neue Einfälle, Ideen und Impulse, was ich unbedingt und schon immer einmal machen wollte. Dabei bietet der Urlaub eine gute Gelegenheit, etwas neu auszuprobieren, anzufangen und in den Alltag mit hinüberzunehmen.

So wünsche ich Euch und Ihnen erholsame und inspirierende Urlaubstage
Euer/Ihr Pastor Rainer Aue

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